Milchzähne knirschen

Milchzähne knirschen

Knirschende Kinder

 

Bruxismus. „Zähne zusammenbeißen und durch“ – so lautet eine Redewendung für schwierige Situationen. Auch Kindern wird dies oft gesagt, und bereits bei Milchzähnen lassen sich Schäden durch Knirschen erkennen. Doch was ist Ursache für das unbewusste Zusammenbeißen und wie kann man es vermeiden?

Vorbemerkung

 

Immer häufiger stellen sich besorgte Eltern in meiner Praxis vor und berichten von nächtlichem Knirschen bei ihren Kindern. Schon im frühen Alter reiben Kleinstkinder oft unbewusst ihre Zähne aufeinander, was zu einem unwiderruflichen Verlust der Zahnhartsubstanz führt. Die Inzisialkanten der Milchfrontzähne können gerade wie ein Lineal erscheinen und es können sogar Eckzahnspitzen fehlen oder Höckerabreibungen auf den Molaren auftreten. Die Diagnose Bruxismus gewinnt aufgrund der nichtkariösen Zahnschäden immer mehr an Bedeutung.

Bruxismus- was ist das eigentlich?

 

Bruxismus (Knirschen) bezeichnen wir als wiederholte Kaumuskelaktivität, die durch Pressen oder Verspannen des Kiefers sowie durch Knirschen oder Reiben der Zähne gekennzeichnet ist. Dabei wird zwischen Schlafbruxismus, der meist nachts unbewusst während des Schlafs auftritt, und dem tagsüber auftretenden Wachbruxismus unterschieden. Es gibt auch verschiedene Formen des Knirschens, wie die statische Form, bei der die Zähne starr aufeinandergepresst werden, und die dynamische Form, bei der die Zähne mit starkem Druck übereinander gerieben werden. Allen Formen ist gemeinsam, dass sie zu einem Verlust von Zahnschmelz oder Dentin führen. Durch den gleichmäßigen Abrieb aufgrund des Zahn-Zahn-Kontakts können charakteristische Erkennungszeichen zwischen den Zähnen des Patienten festgestellt werden, ähnlich dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. Auch an Weichgeweben wie der Wange oder der Zunge können Einkerbungen von Zähnen festgestellt werden. Spezielle Fragebögen für Eltern und Jugendliche können bei der Diagnosestellung unterstützen.

Keine Sorge bei kleinen Kindern wenn sie knirschen

 

Bei Kleinkindern im Alter von etwa zwei bis sechs Jahren ist das Zähneknirschen in der Regel normal und dient dem regelrechten Kieferwachstum und der Einstellung der Bisslage. Vor allem im fünften und sechsten Lebensjahr muss sich der Unterkiefer um einige Millimeter nach vorne schieben, um den Durchbruch der Sechs-Jahres-Molaren in einer regelrechten Hocker-Fissuren-Verzahnung zu ermöglichen. Dies geschieht durch einen leichten Abrieb von Zahnhöckern. Ein bestehender Bruxismus bis ins Jugendalter hinein ist jedoch unphysiologisch und stellt ein Risiko für Zahn- und Kieferschäden dar.

Jetzt knirscht mein Kind doch…

 

Die Ursachen für nächtliches, unbewusstes Knirschen bei älteren Kindern lassen sich vor allem auf äußere Faktoren zurückführen, die zu einer erhöhten zentralnervösen Aktivität führen. Stress, Angst, Depressionen oder auch Passivrauchen können Auslöser sein. Auch ein gestörter Nachtschlaf wird häufig als Grund genannt. Kinder, die schnarchen oder häufig Alpträume haben, zeigen eine höhere Prävalenz für Schlafbruxismus. Eine zu kurze Schlafdauer von weniger als acht Stunden pro Nacht oder das Schlafen bei Lärm oder Licht im Zimmer können ebenfalls zum Knirschen führen. Es können aber auch intrinsische Ursachen wie Zahn- und Kieferfehlstellungen oder hyperaktive Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS) oder Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) Bruxismus begünstigen.

Verdächtige Abriebspuren an den Zähnen

 

Zahnärztlich lassen sich Bruxismusaktivitäten an Schlifffacetten im Bereich der Front- oder Seitenzähne erkennen. Je nach Schweregrad kann das Ausmaß des Zahnhartsubstanzverlusts von der Schmelz- bis zur Pulpabeteiligung klassifiziert werden. Schon ab einer Dentinbeteiligung ist von einer schweren Bruxismusform auszugehen. Bei Kindern in Phasen des Zahnwechsels ist die Diagnosestellung jedoch erschwert, da frisch durchgebrochene Frontzähne neben freiliegenden Milchzähnen auftreten können.

Therapeutisch wird empfohlen, zunächst die äußeren Umstände zu beeinflussen und eine ruhigere Schlafatmosphäre zu schaffen. Die Reduktion von blaulichtabstrahlenden Medien wie Fernseher, Tablet und Smartphone am Abend oder während des Nachtschlafs ist hierbei ein wichtiger Faktor. Auch andere Lichtquellen können den Einschlafrhythmus stören und zu Schlafstörungen führen. Kühle, dunkle und gut gelüftete Räume sowie das Abschalten elektronischer Geräte werden für einen ruhigen Schlaf empfohlen. Bei bestehenden Vorerkrankungen oder psychischen Begleitumständen sollte eine ärztliche Behandlung in Betracht gezogen werden. Für Kinder mit Hyperaktivitätssyndrom kann eine medikamentöse Behandlung zu einem ruhigeren Schlaf führen, jedoch sollten mögliche Nebenwirkungen abgewogen werden. Psychologische Entspannungstechniken können Kindern mit Unruhe- oder Angstzuständen helfen. Wenn Schnarchen oder schlafbedingte Atmungsstörungen wie vergrößerte Rachenmandeln (Tonsillenhyperplasie) die Ursache für das Knirschen sind, kann ein chirurgischer Eingriff zur Korrektur der Atemwege und zur Reduzierung des Bruxismus in Erwägung gezogen werden.

Schienen können helfen

 

Ab einem gewissen Alter können bei Kindern symptomatische Therapien mit Schienen, Physiotherapie oder Osteopathie in Betracht gezogen werden. Aufbissschienen, die nachts getragen werden, dienen hauptsächlich dem Schutz der Zahnhartsubstanz und sollten nicht während des Zahnwechsels angeordnet werden. Sie führen in der Regel nicht zur Elimination des Bruxismus, können jedoch das Knirschen reduzieren und eine Entspannung der Muskulatur fördern.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass sich parafunktionelle Aktivitäten wie Bruxismus bereits im Kindes- und Jugendalter manifestieren können. Obwohl ernsthafte Folgen durch strukturelle Schäden im Milch- und Jugendgebiss weniger wahrscheinlich sind, können fortbestehende Bruxismusaktivitäten im Erwachsenenalter zu Zahnschmerzen, Zahnlockerungen, Schädigungen am Parodont und Schmerzen in den Kiefergelenken oder der Kaumuskulatur führen. Ästhetische Beeinträchtigungen können ebenfalls auftreten.

Bei weiteren Fragen zu diesem Thema schreiben Sie uns gern eine Anfrage.

Kontakt 

Ihr Dr. Ronald Heinze

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